Kundgebung in Bielefeld
Die Corona-Krise trifft Frauen besonders hart. Darauf weisen der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften anlässlich des Weltfrauentags am 8. März hin. „Die Corona-Krise verschärft die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern. Vor allem Frauen arbeiten in systemrelevanten und zugleich unterbezahlten Berufen. In der Krise sind besonders sie von Einkommenseinbußen betroffen, die sie durch Freistellung, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit erfahren. Sie übernehmen den überwiegenden Teil der Haus- und Familienarbeit und reduzieren dafür ihre Arbeitszeit“, sagt Anke Unger, Regionsgeschäftsführerin des DGB Ost-westfalen-Lippe. In einigen Städten der Region finden daher heute Kundgebungen statt. Unter dem Motto „Keine halben Sachen: Gleichstellung ist ganze Arbeit!“ beginnt ab 17 Uhr auch auf dem Kesselbrink in Bielefeld eine Veranstaltung. Sprechen werden verschiedene Rednerinnen eines breiten gewerkschaftlichen und gesellschaftlichen Bündnisses.
Vor einer Woche erschien passend dazu der WSI-Gleichstellungsreport 2021. Die Studie belegt, dass vor allem Frauen in der Corona-Krise ihre Arbeitszeit reduziert haben, um sich besser um die Kinder kümmern zu können. „Die Differenzen bei der Aufteilung der Sorgearbeit drohen sich zu vertiefen. Deshalb muss die Politik hier gegensteuern. Ein Zurück zum überkommenen „Heimchen am Herd“-Modell kann niemand wollen. Auch besteht die Gefahr, dass ein Teil dieser Arbeitszeitreduzierungen auch nach Ende der akuten Krise nicht zurückgenommen werden kann“, betont Anke Unger.
Der DGB fordert: Die Politik kann und muss die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Sorge- und Erwerbsarbeit besser zwischen Männern und Frauen verteilt werden können. Dafür ist es wichtig, die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und Pflegebedürftige bedarfsgerecht auszubauen. Zudem braucht es mehr Arbeitszeitsouveränität für die Beschäftigten. Auch ein Recht auf Homeoffice und staatliche Zuschüsse für haushaltsnahe Dienstleistu-gen können dazu beitragen, Beruf und familiäre Verpflichtungen unter einen Hut zu bekommen.
„Generell sollten künftig alle politischen Planungen, Vorhaben und Finanzentscheidungen daraufhin geprüft werden, ob sie die Gleichstellung von Männern und Frauen vorantreiben. Die Ziele sind klar: Wir brauchen bessere Löhne in frauendominierten Berufen, mehr Frauen in Führungspositionen und eine geschlechtergerechte Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit“, fasst Anke Unger zusammen.
Die Gewerkschaften in Ostwestfalen-Lippe werden rund um den Internationalen Frauentag auf die bestehenden Ungleichheiten aufmerksam machen und ihren Forderungen Ausdruck verleihen. Aufgrund der Pandemie werden nicht alle Veranstaltungen wie geplant stattfinden können. Neben online-Angeboten wurden aber auch Wege gefunden, symbolisch oder mit Abstand Aktionen durchzuführen.
Tipp: Am 10. März laden anlässlich des Internationalen Frauentages die VHS Bielefeld, die DGB-Frauen und die Gleichstellungsstelle zum Online-Vortrag „Haltung zeigen! Demontage der Frauenrechte durch den neuen Rechtsextremismus“ ein.