Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah
Seit gestern kennt ihn die ganze Welt: Mit der Verkündung als diesjähriger Literaturnobelpreisträger wird ein bisher eher als Geheimtipp gehandelter Autor gewürdigt. In Bielefeld hingegen ist er seit vielen Jahren bekannt – dank einer Lesung des Welthaus Bielefeld.
Das verlorene Paradies
Die damals dabei waren, werden sich noch an den inspirierenden Abend in der Stadtbibliothek erinnern. Am 23. September 1998 erlebten sie Abdulrazak Gurnah dort mit seinem Roman „Das verlorene Paradies“, der auf der Shortlist des Booker Preises gestanden hatte. Der in Sansibar (heute Tansania) geborene und in Großbritannien lebende Autor wusste damals sprachlich und inhaltlich zu fesseln. Sein Buch sei „ein vergnüglicher und ernster Roman, eine Liebesgeschichte und ein Buch über den Alltag vor dem Kolonialismus“ berichtete die Neue Westfälische kurz darauf, am 25.9.1998.
Auch umgekehrt hinterließ Bielefeld Eindruck bei Gurnah: Er erinnerte sich noch nach Jahren gerne an seinen Besuch in Bielefeld, berichtet Gisela Feurle, die ihn auf einer Literaturkonferenz wiedergetroffen hatte. Sie hatte damals zusammen mit Barbara Frey die Lesung organisiert, die das Welthaus im Rahmen des bundesweiten „Afrikanissimo“-Programms in der Stadtbibliothek veranstaltete. „Mich begeisterte Gurnah als Autor von Anfang an“, sagt Gisela Feurle, „seine Persönlichkeit und sein subtiles und eindrückliches Werk, dessen Figuren sich auf vielfältige Weise mit Flucht und Vertreibung, Entwurzelung und Ankommen in einem anderen Land auseinandersetzen müssen.“ Gurnah kam selbst 1968 als Flüchtling nach Großbritannien. Er lehrte bis vor kurzem als Professor für Englisch und postkoloniale Literaturen an der Universität Kent. Das Welthaus Bielefeld gratuliert ihm herzlich zum Nobelpreis für Literatur 2021!