Zurück in die Zukunft
In Phasen des Umbruchs stellen sich oft fast automatisch die ganz großen Fragen. So geht es auch dem Theaterlabor. „Woher kommen wir und wo wollen wir eigentlich hin?“, formuliert es Indira Heidemann. Als künstlerische Leiterin hat sie die Position des Theatergründers Siegmar Schröder übernommen und leitet das Haus zusammen mit Geschäftsführerin Christin Kirsch. Gemeinsam mit dem gesamten Team hat sie das renommierte freie Theater in den letzten beiden Jahren neu aufgestellt.
Dabei bedeutet „neu“ keinesfalls eine Abkehr von den Wurzeln. „Wir haben uns viel mit den ursprünglichen Ideen des Theaterlabors beschäftigt“, unterstreicht Indira Heidemann. So sieht sich das Team eindeutig in der Tradition der Theaterlaboratorien, die durch Jerzy Grotowski, Eugenio Barba und eben Siegmar Schröder initiiert wurden. Und zwar hinsichtlich der „experimentellen“ Herangehensweise an theatrale Ausdrucksformen, als auch in Fragen der individuellen Entwicklung aller Beteiligten im Kontext des Kollektivs. „Wir möchten den Labor-Gedanken revitalisieren und haben gemerkt, dass das Theaterlabor für uns Arbeits- und Lebensraum zugleich ist. Das ist im Grunde praktizierte Philosophie“, bringt es Indira Heidemann lachend auf den Punkt.
Als ganz konkrete Säulen seiner Arbeit definiert das Theaterlabor künstlerische Produktionen, Projektarbeit, Pädagogik, Community und Gastveranstaltungen. Dabei überschneiden und beeinflussen sich diese Arbeitsfelder permanent. Angestoßen wurde der Neuanfang nicht nur durch personelle Veränderungen – so verlässt neben Siegmar Schröder etwa auch Ralph Würfel das Team, um verstärkt kulturpolitisch zu arbeiten –, sondern natürlich auch durch die Corona-Pandemie. „Aus dem absoluten Alarm-Modus sind wir inzwischen raus und uns war schnell klar, dass wir künstlerisch arbeiten wollen“, so Indira Heidemann. „Aber dafür mussten wir unsere Fähigkeiten und Stärken so koordinieren, dass sie unserer Arbeit zugutekommen. So hat Corona eine Entwicklung angestoßen, die jetzt richtig Fahrt aufgenommen hat.“ Eine der Veränderungen: Wirklich alle Teammitglieder sind künstlerisch aktiv. „Das war vor zwei Jahren noch nicht abzusehen“, erklärt Thomas Behrend. Das Theaterlabor-Urgestein ergänzt. „Für mich ist es toll, die Energie aus der neuen Generation zu spüren. Wir sind alle starke Individuen, und dürfen uns auch mal reiben. Jeder und jede bringt seine eigene Künstlerpersönlichkeit mit, deshalb gibt es uns schon so lange.“
Weitere Infos zum Theaterlabor und den aktuellen Terminen auf www.theaterlabor.eu