Workshops & Performances

Gleich fünf neue Dozentinnen und Dozenten und ein alter Bekannter bereichern das Tanzfestival Bielefeld vom 26.6.-9.7. Die Veranstalter signalisieren damit die Hoffnung auf einen Sommer ohne pandemiebedingte Einschränkungen, auf eine Zeit der Freude am gemeinsamen Tanzen und des Zusammenseins. Das begleitende Performanceprogramm legt den Schwerpunkt auf die Freie Tanzszene Italiens und verspricht Tanzabende auf hohem künstlerischen Niveau.

Eine große Tanzfamilie

Das Herz des Tanzfestivals ist die Rudolf-Oetker-Halle, denn dort üben die Workshop-Teilnehmer und -Teilnehmerinnen ihre Choreographien ein, probieren neue Tanzstile aus und knüpfen neue Kontakte. Ein gut eingespieltes Team ermöglicht dies alles, indem es die Konzerthalle mit den für die Workshops wichtigen Raumelementen ausstattet. Es heißt dann wieder Stühle raus, Spiegel und Tanzböden herein. Auf diese Weise entstehen fünf Tanzstudios, die den Charme des Konzerthauses auf ein ganz neues Niveau heben. Wer schon einmal dabei war weiß, dass der Eintritt in das Haus zur Festivalzeit einem Eintauchen in einen ganz besonderen Mikrokosmos des Tanzes gleicht. Musik, sich dehnende Tänzerinnen und Tänzer, fröhliche Gespräche an jeder Ecke. Eine Workshop-Teilnehmerin beschreibt die Atmosphäre mit diesen Worten: „Man hilft sich, man guckt mal ein bisschen was ab, egal ob jung oder älter, also ganz klasse. Das ist eigentlich wie eine große Tanzfamilie!“

Das Workshop-Programm bietet viel Abwechslung von Ballett über Contemporary bis hin zu Jazz Dance. Auch Fans internationaler Tanzstile kommen voll auf ihre Kosten und können wahlweise in die afrikanische, die orientalische, die spanische oder in die südamerikanische Tanzkultur eintauchen. Und natürlich gibt es eine reichhaltige Auswahl der Urban-Dance-Scene, unter anderen wieder dabei Rayboom, den seine Fans das letzte Mal im Jahr 2019 erleben durften. Ganz neu dabei sind: Gaetano Posterino (Contemporary), Kristina Grigorova (Klassisches Ballett), Eli Ayala (Flamenco), Luis Paulino (Salsa Movement) und Angélique Wickersheimer (Yoga).

Wieder erhalten die Workshop-Teilnehmer und -Teilnehmerinnen die Möglichkeit, ihre neu erforschte Körpersprache und deren poetischen Ausdruck abschließend vor Publikum vorzutragen. Als Highlight der ersten Woche (2.7.) gilt stets die Open-Air-Performance auf dem Bielefelder Rathausplatz. „Ich war ganz überrascht, wie die Ostwestfalen aus sich herausgegangen sind. Wir haben die ganze Nacht getanzt“, kommentierte dies einmal eine Teilnehmerin aus Berlin. Am 9.7. trumpft das Festival in der Rudolf-Oetker-Halle mit den Resultaten der zweiten Workshop-Woche in Form einer berauschenden Abschlusspräsentation auf.

Facettenreiche Performances

Zu den Workshops gesellen sich wieder facettenreiche Performances der Extra-Klasse, dieses Mal mit dem Schwerpunkt Italien. Zur Eröffnung des diesjährigen Tanzfestivals am 26.6. ist die Compagnie des Theaters Pforzheim zu Gast. Die 16-köpfige Truppe präsentiert drei Stücke, deren Choreograph den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Tanzfestivals noch gut bekannt ist: Damien Gmüer leitete in den Jahren 2015-2019 die Contemporary-Workshops in der Rudolf-Oetker-Halle.

Am Donnerstag, 30.6., beginnt der Italienschwerpunkt des diesjährigen Festivals. Die Cie. KODANCE/&KO unter der Leitung von Silvia Marti stellt in dem Stück »NOOM/69« Fragen an die Philosophie, Religion und Wissenschaft und klärt die Position der Kunst dazu: Was können wir wirklich sehen? Kunst reproduziert jedenfalls nicht das Sichtbare, sondern macht sichtbar, was nicht sichtbar ist, wie Paul Klee bereits im Jahre 1920 formulierte.

Es folgt am 5.7. die Cie. EgriBiancoDanza mit der Choreographie »LEONARDO DA VINCI: Anatomie Spirituali«. Es ist ein Tanzstück, das sich zwischen den Klängen der Natur und Anklängen an die Musik der Renaissance entfaltet. Inspiriert hauptsächlich von Leonardos anatomischen Zeichnungen, die nicht nur eine Stilübung, sondern auch eine tiefgreifende Untersuchung des Lebens und seiner Weiterentwicklung sind.

Im Off-Programm im DansArtTheater erwartet die Besucher am Mittwoch, 6.7., der langjährige Dozent des Tanzfestivals für Jazzdance, Wayne Barbaste, mit seiner Cie. Calabash. Präsentiert wird »Dans la Foule«, eine interaktive Arbeit, die die Ursprünge des Jazztanzes hinterfragt, neue Szenarien entwickelt und Bilder aufnimmt, in denen sich die Tänzerinnen und Tänzer entfalten. Man spürt die Inspiration durch die Ursprünge des Jazztanzes, allerdings in einer entschieden zeitgenössischen Umsetzung.

Im Hauptprogramm folgt das dritte Ensemble aus Italien. Die Posterino Dance Company zeigt zwei Stücke zu ganz unterschiedlichen Themen. In »Mondo Paradiso« geht es um die allgegenwärtige Müllverschmutzung und die daraus folgende Umweltzerstörung, in »Love me if you can!« um die ewigen Motive Einsamkeit, Sehnsucht und die Suche nach Liebe. Der Choreograph Gaetano Posterino ist in diesem Jahr auch erstmals als Dozent in der Rudolf-Oetker-Halle aktiv.

Den Abschluss macht die Cia. BAAL aus Spanien mit dem Stück »GINOIDE«. Inspiriert von Serien und Filmen wie The Handmaid’s Tale, Black Mirror und Ex-Machina, untersucht das Tanztheater die Beziehung zwischen der Roboterfrau Nana und ihrem Besitzer Augustin sowohl auf der sentimentalen als auch auf der sexuellen Ebene. Am Ende läuft es auf die Fragen hinaus: Wohin steuert die Menschheit? Was passiert mit der Fortpflanzung unserer Spezies?

Infos zu den Workshops und Performances, Biografien der Dozenten und Dozentinnen und das Anmelde-System finden sich auf der Internetseite www.tanzfestival-bielefeld.de.

Tanzfestival Bielefeld 2022

Die Performances im Überblick:

Sonntag 26. + Montag 27.6., 20.30 Uhr, Theater Pforzheim (DE), Drei Stücke (60 Min.), TOR 6 Theaterhaus

Dienstag 28.6., 20.30 Uhr, Urban Stylez Events I, Showcases + After Jam Party, DansArt Theater

Donnerstag 30.6., 20.30 Uhr, Company KODANCE/&KO (IT), NOOM/69 (60 Min.), TOR 6 Theaterhaus

Freitag 1.7., 20.30 Uhr, Urban Stylez Events II  , Battles + Jam, DansArt Theater

Samstag 2.7., 20.30 Uhr, Tanzfestival-Party Open-Air, Rathausplatz

Dienstag 5.7., 20.30 Uhr, Cie. EgriBiancoDanza (IT), LEONARDO DA VINCI: Anatomie Spirituali (50 Min.), TOR 6 Theaterhaus

Mittwoch 6.7., 20.30 Uhr, Cie Calabash (F), Dans la Foule (75 Min.), DansArt Theater

Donnerstag 7.7., 20.30 Uhr, Posterino Dance Company (IT/DE), Zwei Stücke (64 Min.), TOR 6 Theaterhaus

Freitag 8.7. 20.30 Uhr, Cia BAAL (ES), GINOIDE (55 Min.), DansArt Theater

Samstag 9.7., 20.30 h, Finale des Tanzfestivals Bielefeld 2022, Abschlusspräsentation der Teilnehmenden und Lehrenden, Rudolf-Oetker-Halle