Ein Hilfstransport, der Leben rettet
Niemand weiß, wie lange die Medikamente in Kiew noch ausreichen und die Hilfstransporte die Hauptstadt überhaupt noch erreichen. Deshalb schickte ein Netzwerk aus Bielefeld und Umgebung jetzt einen Transporter Richtung Kiew, der es in sich hatte: An Bord waren lokale Betäubungsmittel und Schmerzmittel von Ibuprofen bis Morphium. Der Wert: 16.000 Euro. Der Unterstützer aus der Ukraine: Bürgermeister Vitali Klitschko. Anfang der Woche sind die Medikamente sicher in Kiew angekommen.
Elmar Brok hat als ehemaliges Mitglied des EU-Parlaments und als ehemaliger Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten alle Präsidenten der Ukraine seit ihrer Unabhängigkeit kennengelernt. Eine persönliche Freundschaft pflegt er zu Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko. Als Krankenhäuser in der Ukraine beschossen wurden und er die Nachricht erhält, dass möglichst schnell möglichst viele Medikamente benötigt werden – Betäubungsmittel, Opiate, leichte Schmerzmittel und Antibiotika – wuchs in kürzester Zeit ein Netzwerk, das bereit war, diese schwierige Aufgabe zu stemmen.
Zu dem Netzwerk gehören das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB), das Unternehmen PVM und der Hilfsverein „Help-up Mit Herz und Hand“ aus Oerlinghausen-Helpup und die Krankenhausapotheke des Sankt Elisabeth Hospitals Gütersloh. Dr. Annika Hilgers, Apothekerin im EvKB, beriet sich mit Katastrophenmedizinern aus ihrem Klinikum und stellte eine Auswahl an Medikamenten zusammen, die besonders benötigt werden. Der Wert: etwa 16.000 Euro, die als Spenden innerhalb von nur fünf Tagen eigens für diesen Zweck gesammelt wurden. Die Medikamente konnten kurzfristig über die kooperierende Apotheke des Sankt Elisabeth Hospitals in Bielefelds Nachbarstadt beschafft und dem EvKB zur Verfügung gestellt werden. „Für Betäubungsmittel war bis vor kurzem eine eigene Ausfuhrgenehmigung notwendig“, erklärt Dr. Annika Hilgers. „Wir haben jetzt die Gunst der Stunde genutzt, nachdem das Bundesgesundheitsministerium mit einer Allgemeinverfügung den Weg für unbürokratische Lieferungen freigemacht hat. Und uns war klar, dass die Zeit drängt, denn keiner weiß, wie lange Transporte nach Kiew noch möglich sein werden.“
Gemeinsam wurde der Transport koordiniert. Martin Elbracht ist Vorsitzender des Vereins Help-up, der sich bereits seit zwei Jahren für die Ukraine-Hilfe einsetzt. Er selbst brachte die Medikamente an die polnisch-ukrainische Grenze. „Wir sind samstags gestartet und haben nach 1.350 Kilometern am Sonntagmorgen den Übergabeort in Polen erreicht“, berichtet Elbracht. „Von dort wurde der Transport von Seiten der Ukraine weiter koordiniert.“ Hilfreich für die sicheren Übergabebedingungen waren sicherlich auch die direkten Beziehungen des Netzwerks zu Vitali Klitschko.
Erleichtert sind alle Mitglieder des Netzwerks, dass die Medikamente den Transport nach Kiew unbeschadet überstanden haben. „Unser Ziel ist es, dass damit Menschen geholfen werden kann“, sagt PVM-Geschäftsführer Markus Wendler. Er hatte den direkten Draht zu Elmar Brok und hat das Netzwerk zum EvKB und zu Help-up. „Und das haben wir gemeinsam erreicht.“