Positiv zusammen

Eine Bielefelderin zeigt Flagge und ist eines der Gesichter der bundesweiten Kampagne „Leben mit HIV – anders als du denkst“ zum Welt-AIDS-Tag am 1.12.

Johanna ist HIV-positiv, ihr Mann nicht. Die Sozialarbeiterin der Aidshilfe Bielefeld e. V. hat sich entschieden, ihre chronische Erkrankung öffentlich zu machen. Um ein Zeichen gegen Diskriminierung und Stigmatisierung zu setzen, die gegenüber HIV-Infizierten und an AIDS Erkrankten leider noch immer existieren. „Ich wollte zeigen, dass HIV ein Thema ist, das jeden betrifft und nicht nur die Klischeegruppen. Also auch heterosexuelle Frauen.“ Durch die medikamentöse Behandlung ist Johanna nicht infektiös und kann auch Kinder bekommen, wenn sie möchte. Die gute Nachricht ist, dass mittlerweile 67 Prozent aller Infizierten weltweit Zugang zu Medikamenten haben, die ein Leben mit HIV ermöglichen. „Anders als in den 1980er Jahren ist die Diagnose HIV nicht gleichbedeutend mit einem tödlichen Ausgang“, betont Peter Struck, Geschäftsführer der Aidshilfe Bielefeld.

2019 wurden 2.600 Menschen dem Robert Koch Institut gemeldet, die sich neu mit HIV infiziert haben. Im Vergleich zu den Vorjahren ist hierbei eine sinkende Tendenz auszumachen. Allerdings schätzt das RKI, dass rund 10.800 Menschen in Deutschland nichts von ihrer Infektion wissen und deswegen keine Behandlung erhalten. Deswegen erkranken immer noch rund 1.000 Menschen pro Jahr an AIDS oder einem schweren Immundefekt – obwohl es vermeidbar wäre. „Hier müssen wir ansetzen“, sagt Helga Groß-Rogge vom Bielefelder Gesundheitsamt. Es müsste generell viel mehr getestet werden und daher sollten die Hemmschwellen für Beratungen und Test noch niedriger werden.

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In Deutschland nehmen 96% der Menschen mit HIV-Diagnose HIV-Medikamente. Von ihnen und ihrem Leben handelt ein von Beate Middeke und Johanna Vehoven produzierter Film, der am 1.12. auf YouTube Premiere hat. „Johanna hatte die Idee dazu“, berichtet Beate Middeke, Mitarbeiterin der Aidshilfe Bielefeld e. V. und Filmemacherin. „Wir zeigen, was ein Leben mit HIV heute bedeutet und haben vier ProtagonistInnen, die ihre jeweiligen Diagnosen 1989, 2003, 2013 und 2018 erhalten haben. Es ist ein sehr intensiver, ein sehr persönlicher Film geworden, der die vielen Möglichkeiten aufzeigt, einen guten Weg mit HIV zu finden.“

Durch die Corona-Pandemie sind der Aidshilfe Bielefeld – wie vielen anderen sozialen Institutionen – viele Spendengelder verloren gegangen. „Normalerweise sind wir auf den Weihnachtsmärkten in der Innenstadt und auf dem Siggi mit einem Infostand präsent“, sagt Peter Struck. „Aber das ist dieses Jahr leider nicht möglich. Deshalb der Aufruf an alle Bielefelder*innen: Spenden sind herzlich willkommen.“

Aktionen zum Welt-AIDS-Tag:

Coronabedingt können in diesem Jahr die gewohnten Aktionen zum Welt-AIDS-Tag nicht stattfinden. Die einzige Präsenzveranstaltung ist der Gottesdienst am 1.12. um 19 Uhr in der Süsterkirche unter dem Motto „(K)ein Schritt zurück“. Hier soll auch ein Blick darauf geworfen werden, was die Gesellschaft aus der AIDS-Pandemie für den Umgang mit Corona lernen könnte.

Filmpremiere am 1.12. „Positiv Sichtbar?! – leben mit HIV“ auf YouTube

Im Anschluss ist ein Zoom-Meeting zum Austausch geplant. Nach der Premiere ist der Film jederzeit abrufbar.