Bielefelder Kabarettist Ingo Börchers
Dem Theater Bielefeld habe ich einiges zu verdanken. Neben dem Zweischlingen der Ort, an dem ich in meiner Heimatstadt immer wieder auf der Bühne stehen darf. Egal, ob dem Ingo die Oper erklärt wird, wir satirisch aufs Jahr zurückblicken oder ein anderes Special um die Ecke kommt – schön, dass sich die etablierte Kultur traut, mit einem freischaffenden Komiker gemeinsame Sache zu machen. Aber auch als Zuschauer möchte ich dieses gut geführte Haus nicht missen.
Da fällt mir dieser alte Witz ein: Treffen sich 2 Planeten im Weltall. Sagt der Eine: „Du siehst aber schlecht aus. Was ist los mit dir?” Sagt der Zweite: „Ach mir geht’s gar nicht gut. Ich glaube, ich habe Homo sapiens.” Tröstet ihn der andere: „Mach dir keine Sorgen. Das geht vorüber.“
Eine Region, die sich oft zu Unrecht in einer Underdog-Position befindet, fordert Satire heraus. Komik ist Kompensation. Und Selbstironie lernt man nun mal nicht unbedingt in Schwaben, Bayern oder dem Rheinland. Ich glaube, das ist der Grund, weshalb neben Ingolf Lück noch so viele weitere Humorarbeiter aus OWL kommen.
Als Kabarettist muss man auch mal das Undenkbare aussprechen: Stell dir vor, es ist Smartphone und keiner guckt drauf.
Eine Stadt, in der man zum Fußballgucken auf die Alm geht, zum Musikhören in den Bunker, zum Spazierengehen um den Pudding – eine Stadt, in der es einen Halleluja-Steinbruch gibt, in der Menschen Dreesbeimdieke oder Bewekenhorn heißen, in der Euphorie in dem Satz „Kann man so machen“ gipfelt – eine Stadt, in der dank Bethel das Verrückte normal und das Normale verrückt erscheint – kurz: eine Stadt, in der die Spinnerei im Zentrum liegt, mag ich getrost mein Zuhause nennen.
Wenn jemand sich darum verdient gemacht hat, dem hartnäckigen Gerücht, in unserer Szene gäbe es zu wenig komische Frauen, etwas entgegenzusetzen, dann Gerburg Jahnke. Ich
glaube, das sehe nicht nur ich so. Fragen Sie mal Anny Hartmann, Dagmar Schönleber, Sarah Hakenberg, Lioba Albus, Lizzy Aumeier, Katinka Buddenkotte, Lisa Fitz, Katie Freudenschuss, Anka Zink, Tina Teubner, Carolin Kebekus, Luise Kinseher, Margie Kinsky, Sia Korthaus, Renate Küster, Sissi Perlinger, Lisa Politt, Barbara Ruscher, Martina Schwarzmann, Simone Solga, Nessi Tausendschön, Marlene Jaschke, Frieda Braun, Lisa Feller …
Als Bühnenkünstler bin ich unterwegs, wenn andere Väter und Ehemänner zu Hause sind. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Dafür kann ich meiner Frau und den Kindern ganz oft montags und dienstags auf den Wecker gehen …
… aber jetzt mal mit allem gebotenen Ernst: Ich glaube, in unserer Familie haben alle eine gewisse Routine in Willkommen und Abschied entwickelt. Und wunderbar ist: Selbst, wenn ich nur für fünf Minuten das Haus verlasse, um zum Beispiel Brötchen zu kaufen, verabschiedet mich mein Sohn mit den jedes Mal gleichen Worten: „Fahr vorsichtig. Komm heile wieder. Und toi toi toi!“