Mathematik kann viel mehr als Zahlensalat im Kopf verursachen. Bei Sabrina Backs hat die Begeisterung für Zahlen zu einer Professur geführt. Und: Mit gerade mal 37 Jahren zählt sie zu einer der jüngsten Juniorprofessorinnen der Uni Bielefeld. Letztere feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Und ist damit eine der jüngsten Unis Deutschlands.
Bei ihrer ersten Berufung auf einen Lehrstuhl sind Professoren in Deutschland im Durchschnitt 41 Jahre alt. „Da unterbiete ich ja den Schnitt um vier Jahre“, stellt Sabrina Backs augenzwinkernd fest. Bis zum Master legte sie ein Turbo-Studium hin, promovierte gleich im Anschluss und arbeitet jetzt seit zwei Jahren als Juniorprofessorin für Gründungsmanagement/Gender im Gründungsprozess an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Uni Bielefeld. Studierende ein stück weit zu begleiten, ist für die Juniorprofessorin einer von vielen spannenden Aspekten ihrer Arbeit.
Turbo-Studium
Ihre Uni-Karriere startete die gebürtige Ostwestfälin als sie 25 Jahre alt war. „Ich habe nach dem Abi erst einmal eine Ausbildung zur Bankkauffrau gemacht“, erzählt die Wissenschaftlerin. Nach zwei Jahren im Beruf entschied sie sich dann fürs Studium in Bielefeld. „Das war die beste Entscheidung, die ich getroffen habe“, unterstreicht sie. Sechs Semester später hatte sie ihren Bachelor in der Tasche. Sie wusste, was sie wollte und arbeitete fokussiert auf ihr Ziel hin. Ihre Schwerpunkte – nicht zuletzt ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau geschuldet – hießen: „Accounting, Taxes and Finance“. Den Master schloss Sabrina Backs 2010 nahtlos an, erweiterte das Thema für ihre Masterarbeit um die Aspekte Innovations- und Technologiemanagement und beendete im März 2012 – nach drei Semestern – auch dieses Kapitel. Im Master war sie noch besser als beim Bachelor und toppte ihre Leistung noch. Für ihre Doktorarbeit gabs ein „summa cum laude“. Kein Wunder, dass sie Anfang 2018 auch noch mit dem Dissertationspreis 2017 der Universitätsgesellschaft Bielefeld für hervorragende Leistungen ausgezeichnet wurde.
Neuer Lehrstuhl
„Als der neue Lehrstuhl ‚Innovations- und Technologiemanagement‘ von Prof. Dr. Christian Stummer eingerichtet wurde, war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, stellt Sabrina Backs rückblickend fest. Statt sich in Richtung Wirtschaftsprüfung und damit außerhalb der Uni zu orientieren, bewarb sie sich für den neuen Lehrstuhl, bekam die Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin und wurde die erste Doktorandin von Christian Stummer. „Ich fand es einfach spannend einen Lehrstuhl mit aufbauen“, betont Sabrina Backs, die sich in der Fakultät auch als Gleichstellungsbeauftragte engagiert. Heute ist sie eine von fünf Frauen in den Wirtschaftswissenschaften, die im November 1974 als achte Fakultät der Universität Bielefeld gegründet wurde.
„Ich fand es einfach spannend einen Lehrstuhl mit aufzubauen.“
Sabrina Backs
Der Lehrstuhl Gründungsmanagement/Gender im Gründungsprozess begeistert die 37-Jährige jeden Tag aufs Neue. „Neben dem Zentrum für Unternehmensgründung, das den Beratungsservice für eine Existenzgründung darstellt, beschäftigen wir uns mit der Forschung und Lehre zu dieser Thematik. Der Praxisbezug ist für uns von besonderer Relevanz“, erklärt Sabrina Backs. Dabei spiegelt das Studium Gründungsmanagement die interdisziplinäre Philosophie der Uni: Studierende aller Fakultäten – also auch ohne betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse – können teilnehmen. „Wenn sie die künftige Gründung eines eigenen Unternehmens in Erwägung ziehen oder sich generell für das Gründungsthema interessieren“, so Sabrina Backs, die mit vielen Akteuren vernetzt ist. Seit dem Wintersemester 2013/14 eignen sich jedes Jahr 140 Studierende grundlegende Fach- und Methodenkompetenz zum Gründungsmanagement an, erhalten einen Überblick zu zentralen Anforderungen im Gründungsprozess sowie zu möglichen „Werkzeugen“. „Wir setzen auf eine praxisorientierte, kooperative Lehre und beziehen Externe wie die IHK Bielefeld, die Sparkasse oder die Founders Foundation nicht nur in unsere Arbeit ein, sondern pflegen auch einen intensiven Austausch“, erklärt Sabrina Backs das einjährige Studium, das nicht in die Note des eigentlichen Studiums einfließt.
Praxisübungen für Gründer
Praktische Bausteine wie die „Übung zum Gründungsmanagement“ oder „Meet an Entrepreneur“, in der Vortragsreihe stellen GründerInnen ihre Unternehmen vor und erlauben einen unmittelbaren Einblick in die Praxis, gehören ebenfalls zum Studium. Schließlich gibt es erfolgreiche Start-ups nicht nur im Silicon Valley! Die Start-up-Szene in Bielefeld muss sich nicht verstecken. Kreative Köpfe gibt es viele und so sind die interdisziplinären Studierendenteams gefordert, ihre eigenen Geschäftsideen bis hin zu einem marktfähigen Konzept zu entwickeln. „Angelehnt an die ‚Höhle der Löwen‘ gibt es am Ende einen Pitch. Sie präsentieren ihre Geschäftsidee vor einer Fachjury, die die Gewinner kürt und in der unter anderem auch die Founders Foundation sitzt,“, so Sabrina Backs. Jedes Semester beteiligen sich daran bis zu 16 Teams. „Primäres Ziel ist nicht die unmittelbare Ausgründung, aber es gibt tatsächlich immer wieder Teams, die an ihrer Idee arbeiten und anschließend die Founders Academy durchlaufen. Uns ist es wichtig aufzuzeigen, wie ein nahtloser Übergang von der Uni in eine Gründung aussehen kann“, so Sabrina Backs, die in der Verbindung von Forschung und Lehre ihre Nische gefunden hat und mit vielen – auch internationalen – Akteuren agiert und offen für Neues ist. Im letzten Jahr beteiligte sich die umtriebige Juniorprofessorin und zweifache Mutter – ihre Kinder sind ein und fünf Jahre alt – deshalb auch gern bei der Kinder-Uni.
„Auf den Spuren von Daniel Düsentrieb zum Innovationserfolg“ lautete ihr Thema – Ausschnitte aus dem entsprechenden Comic inklusive. „Es hat super Spaß gemacht, das vorzubereiten. Kinder sollten viel ausprobieren können, das ist etwas, was mir am Herzen liegt“, sagt die 37-Jährige, die in ihrer Schulzeit noch nicht ahnte, dass ihr Zahlen einmal so viel Spaß machen würden.